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Ausstellungseröffnung Bahnhöfe im Ruhrgebiet
21. Mai 2023
Bahnhöfe sind besondere Orte, nicht nur in baulicher, sondern, vor allem, in menschlicher Hinsicht.
Architektonisch sind sie sehr unterschiedlich. Das hat der Fotograf Bernd Hermann in seiner Fotoausstellung: Bahnhöfe im Ruhrgebiet – sehr beeindruckend festgehalten. Von verspielten Jugendstilgebäuden bis hin zum klaren Bauhausstil oder rein nüchtern funktionalen Gebäuden ist alles vorhanden. Es gibt Bahnhöfe, die wie Kirchen wirken, bei anderen mutet die Bahnhofshalle wie ein Konzertsaal an, andere Bahnhofshallen sind reine Einkausfmeilen. Bahnhöfe, die eher kühl, abweisend oder unheimlich und andere, die fast gemütlich wirken. Bahnhöfe sind Spiegel ihrer Bauepoche und des Zeitgeschmacks.
Auf der menschlichen Ebene aber passiert auf allen Bahnhöfen das Gleiche: Freude und Leid, Wiedersehen und Abschiednehmen, Tränen der Rührung und der Trauer. Merkwürdiges, Kurioses und Alltägliches stehen nebeneinander.
Auf allen Bahnhöfen spielt die Zeit eine wichtige Rolle. Diesen Aspekt hat Pfarrerin Grüneklee-Hermann in ihrer Predigt zur Ausstellungseröffnung hervorgehoben. Alles hat seine Zeit: Zeit des Sichtrennens -Zeit des Wiedersehens; Zeit des Abfahrens – Zeit des Ankommens; Zeit des Festhaltens – Zeit des Loslassens. Und immer wieder Zeit des Wartens – auf den Zug, auf einen geliebten Menschen oder auf etwas Unbestimmtes.
Wenn es Orte gibt, wo Diversität anzutreffen ist, dann sind es Bahnhöfe. Sie sind die Drehscheibe, auf der sich Menschen unterschiedlichsten Glaubens, Alters, Geschlechts, Sozialstatus unterschiedlichster Ansichten und Herkunft für kurze Zeit begegnen: Arm und Reich; Alkoholkranke und Flaschensammler; Obdachlose und Eigenheimbewohner; Hilflose und Helfende; Jung und Alt; Behinderte und Nichtbehinderte; Eilige und Gelassene, Gesetzesbrecher und Gesetzeshüter. Bahnhöfen bleibt nichts Menschliches verborgen.
Und nicht zuletzt sind Bahnhöfe Sehnsuchtsorte, die Fernweh auslösen, prickelndes Reisefieber und Aufbruchstimmung. Aufbruch zu einem neuen Ort oder vielleicht auch in ein neues Leben.
Auch diese menschliche Seite hat Bernd Hermann in seinen Bildern festgehalten.
Eine sehr interessante Fotoausstellung, die noch bis zum 28. Juni in der Reformationskirche zu sehen ist.
(Marianne Mau)