Du bist ein Gott, der mich sieht. Genesis 16, 13

Sara, Abrahams Frau, bekommt keine Kinder. Sie schlägt ihrem Mann vor, dass er mit ihrer Magd Hagar einen Nachkommen zeugt, der nach damaligem Recht als ihr eigenes Kind gelten soll. Als Hagar merkt, dass sie schwanger ist, macht sie sich über die unfruchtbare Herrin lustig. Sara verstößt sie und schickt sie in die Wüste.

Dort erscheint ihr ein Engel, der prophezeit, dass ihr Sohn der Herrscher eines großen Volkes werden wird. Sie, die ausgestoßene und erniedrigte Magd, die bisher nicht an ihn geglaubt hat, wird dennoch von Gott gesehen und beschützt. Sie spricht aus, was sie empfindet:

Du bist ein Gott, der mich sieht!

Sie kehrt zurück und bekommt ihren Sohn Ismael, der als Stammvater und Prophet im Islam gilt.

Der liebevolle Blick Gottes erlöst Hagar aus ihrer Ohnmacht. Sie gewinnt wieder Vertrauen in sich selbst und findet ihren Weg.

So schaut Gott uns, seine geliebten Kinder, alle an. Jedes nach seinem Bild geschaffen. Jedes einzigartig. Jedes perfekt.

Gottes Blick hat nichts Kontrollierendes oder Forderndes. Vielleicht wurde Ihnen auch einmal gedroht: „Sei bloß artig: der liebe Gott sieht alles!“ So ist seine Aufmerksamkeit nicht gemeint. Sein Blick ruht auf uns wie der eines liebevollen Vaters oder einer liebenden Mutter.

Gott verliert uns nicht aus den Augen, auch wenn es uns manchmal so scheinen mag. Wenn wir selbst uns ihm nicht so nahe fühlen. Wenn wir ihn kaum spüren können. Wenn wir ihm dann aber unseren Blick zuwenden, können wir die Kraft spüren, die von seiner Gegenwart ausgeht. Von seiner Begleitung, die uns auch in den schwierigsten Stunden unseres Lebens nicht verlässt. Die gerade dann zuverlässig da ist und uns durch alles Schwere hindurch tragen möchte.                                

Auf diese Beständigkeit und Treue dürfen wir uns verlassen – egal, was das Jahr 2023 bringt: Gottes liebevoller, wärmender, Herz und Verstand stärkender Blick ruht in jeder Sekunde auf uns.