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Lebens-Art
Lebenskünstlerinnen in der Reformationskirche
Lebens-Art, also Lebenskunst, ist nicht nur der Name der gegenwärtigen Ausstellung, sondern auch das Lebensmotto der 8 Malerinnen die ihre Werke bis zum 29.04.2025 im Eingangsbereich der Reformationskirche ausstellen.
"Lebenskünstlerinnen" nennt sich diese Gruppe von malenden Frauen und Lebenskünstlerinnen
sind sie im wahrsten Sinne des Wortes, denn alle Künstlerinnen mussten sich mit einer Krebsdiagnose auseinandersetzen und ihr Leben komplett neu denken, neue Wege finden, es zu gestalten. Und einer dieser Wege war, und ist es noch, die Hinwendung zur Malerei. Malen in der Gemeinschaft ähnlich Betroffener hat ihnen geholfen, die Lebenskrise besser zu meistern und die Hoffnung nicht zu verlieren. Malen lässt den Gefühlen alle Freiheiten und Malen weckt die kreativen Kräfte, die in uns allen schlummern. Manchmal bedarf es eines Anlasses, sie frei zu setzen.
Dies haben auch die Lebenskünstlerinnen erfahren. Seit 21 Jahren malen sie nun schon zusammen unter der Leitung von Marita Linke und inzwischen ist das Malen mehr als nur Bewältigung einer temporären Lebenskrise für sie geworden. Es ist ihr Hobby. Sie treffen sich regelmäßig zum gemeinsamen Malen, zum Vorbereiten einer Ausstellung und, ganz wichtig, zum persönlichen Austausch. Inzwischen haben sie schon an den verschiedensten Orten ausgestellt, u.a. in Krankenhäusern, Banken und nun auch in unserer Reformationskirche.
Ins Leben gerufen wurde dieses Projekt von Dr. med. Abdallah, Chefarzt der Klinik für Senologie am Ev. Krankenhaus Gelsenkirchen. In einer berührenden Rede stellte er zur Ausstellungseröffnung seine Beweggründe für dieses Projekt dar. Der Erfolg der Behandlung einer Krebserkrankung macht sich nicht an medizinischen Daten und an Laborergebnissen fest, so seine Meinung, es gehört vor allem die individuelle Bewältigung dazu. Und das bedarf auch der Unterstützung, kommt aber in der Nachbetreuung leider meistens zu kurz. Aus dieser Erkenntnis entsprang seine Idee, einen Förderverein zu gründen, der sich ausschließlich mit den psychischen Begleiterscheinungen und den individuellen Möglichkeiten der Bewältigung befasst. Unter anderen Angeboten gibt es eben auch die Möglichkeit zu malen. Und dieses Angebot nehmen inzwischen 3 Gruppen mit malenden Krebspatientinnen wahr.
Für uns, dem Kunstteam der Reformationskirche, war die Begegnung mit diesen Frauen etwas ganz Besonderes. Nicht nur ihre Bilder, sondern auch ihre Lebensfreude und ihr Lebensmut, denn einige hatten in den letzten Jahren bereits Rezidive, sind inspirierend und beeindruckend.
Sie veranlassen zu Demut und zur Dankbarkeit für das, was wir alle hier in Deutschland haben. In einer Gesellschaft, die offensichtlich mehr Grund zum Klagen als zum Danken sieht, ist das mehr als nötig. Diese Erkenntnis sollte nicht erst gewonnen werden, wenn man selbst ein lebensbedrohliches Krankheitsbild diagnostiziert bekommt.
Marianne Mau