In diesem Jahr lautete das Thema für den Mirjam Gottesdienst: Visionärinnen
Ein schwieriges Thema und der Vorbereitungskreis musste sich selbst erst einmal Klarheit darüber verschaffen, was Visionen sind, was Visionäre und Visionärinnen sind. Gab es in der Vergangenheit schon Männer und Frauen, die Visionäre, Visionärinnen waren? Welche und gibt es sie heute noch?
Die Antwort ist in beiden Fällen eindeutig: Ja.
Mit einem kleinen Ausflug in die Historie bis heute wurden bekannte Beispiele benannt. Hildegard von Bingen, die vor 925 Jahren geboren wurde, die emanzipiert war und Visionen hatte, die bis in die heutige Zeit hineinwirken. In einem fiktiven Brief an die Visionärin Dorothee Sölle wurde ihr Verdienst um die feministische Theologie gewürdigt, ihr Mut, alte Strukturen aufzubrechen, zu hinterfragen und sich eine neue theologische Denkrichtung vorzustellen. Sie war Vorbild für viele evangelische und auch katholische Theologinnen und überhaupt für Frauen. Benannt wurde auch, ganz aktuell, die junge Visionärin Greta Thunberg, die mit ihrer Vision, dass es nicht zu spät ist, den Klimawandel wenigstens aufzuhalten, wenn wir es nur wollten, viele junge und auch ältere Menschen erreicht hat und für PolitikerInnen ein sehr unbequemer junger Mensch ist.
Der Schwerpunkt des Gottesdienstes lag aber auf der Frage: Sind auch wir Visionärinnen, können auch wir etwas bewirken? Auch hier ist die Antwort ja. Angesprochen wurden Menschen, insbesondere Frauen, die in ihrem Umfeld wirken, die ehrenamtlich, im sozialen Bereich etwas auf die Beine stellen und damit nicht nur das Leben der Menschen, denen ihr Engagement dient positiv verändern, sondern auch ihr eigenes Selbstwertgefühl steigern, weil sie erkennen, welche Fähigkeiten sie selbst besitzen, wenn sie den Mut aufbringen, anzufangen, Verantwortung zu übernehmen. Und davon gibt es sehr viele, die oft im Stillen wirken.
Getragen wurde der Gottesdienst von den selbst verfassten Texten und sorgfältig ausgesuchten Liedern.
Ich möchte hier das Gedicht veröffentlichen, das Cordula Schlösser-Braun anlässlich dieses Gottesdienst verfasst hat:
Was macht es so schwer für viele
An Visionen zu glauben
An Utopien
Glaubt man selber daran
Wird man nicht selten verlacht
Es wird gesagt: "Ach du willst doch nur fliehen
Und machst vor der Realität die Augen zu"
Das glaube ich nicht
Ist es nicht der unbändige Wunsch
Nach dem Schönen
Nach einer friedvollen, liebenden Welt
Der uns alle
Eben auch hier – gerade hier!
Im Glauben zusammenhält
Und sind es nicht besonders die -
So sagen manche -
Weiblichen Werte
Die auch Jesus uns
Aus seinem übervollen Herzen
Beibrachte, lehrte
Ja, ich will glauben!
Selbst dann, wenn das Hoffen des Glaubens Wurzel ist
Ich will erkennen, was sich auf dem Weg
Zum Gemeinsam so schmerzvoll vermisst
Und es dann gestalten
Ich will liebend mich verschenken
Und denken:
Lass es sein eine vielleicht ewig bleibende Utopie
Doch, ich will daran festhalten
Gutes zu leben
Will ich den kleinsten Versuch, den kleinsten ersten Schritt
Immer wieder machen
UND LASSEN NIE!
Im Anschluss an den Gottesdienst gab es Gelegenheit noch zusammen zu sitzen und über das Thema und die eigenen Erfahrungen zu sprechen, was von vielen Gottesdienstbesuchern und -besucherinnen genutzt wurde.
Von Marianne Mau